[dk] Vorlesung 04may15 GdWI

Norman Schwirz schwirz at stura.htw-dresden.de
So Mai 31 14:45:55 CEST 2015


Hallo,

gibt es hierzu etwas neues? Ich würde mich sehr dafür interessieren.

Norman


Am Mo, 4.05.2015, 16:06 schrieb Wolf:
> Vielen Dank wiedermal für die Vorlesung, sie schaffen es zu unterhalten,
> wichtige Themen anzusprechen und zum (Mit-/Nach-)Denken anzuregen - so
> macht das Spaß!
>
> Wie schon bemerkt hatten, drängen die bösen Studenten (und ihre Vertreter)
> auf eine nähere Betrachtung mancher Themen.
>
> Im Folgenden daher... Im Auftrag des StuRa, Bereich Datenkultur:
>
> 1)
> Vorab eine Frage: Wie sieht das Lizenzmanagement an der Hochschule aus?
> Und wie kann man die Verwaltung davon überzeugen, dies zentral anzulegen?
> Im Bereich Datenkultur wurde dies als ein wesentlicher Mangel
> identifiziert aber es wurde kein Verantwortlicher an der Hochschule
> gefunden. Eventuell können Sie zur Problemlösung beitragen.
> Was sagen sie zur These: Proprietäre Software ist im Wesentlichen als
> Vorlage gut, sie sollte an Hochschulen als Bestandteil des Faches Reverse
> Engeneering gelehrt werden. Die Hochschulgruppe [Freie Software und Freies
> Wissen](http://fsfw-dresden.de/) wäre sicher interessiert an ihren
> Ausführungen mit Praxisbezug dazu.
>
> 2)
> Wenn Sie gerne Spezialisten (u.a. der Telekom) antreffen wollen oder
> interessanten Vorträgen lauschen, gibt es eine [lokale Gruppe der
> OWASP](https://www.owasp.org/index.php/OWASP_German_Chapter_Stammtisch_Initiative/Dresden).
> Termine werden auf [der Mailingliste](c3d2 at lists.c3d2.de) und [im
> Kalender](http://c3d2.de/calendar.html) bekannt gegeben.
> Hacker wie im Film gibt es nicht. Dieses Bild hat unbegründet Menschen
> nicht nur Gefängnisstrafen sondern auch erschwerte Haftbedingungen
> gekostet weil Entscheider verblendet oder nicht lernfähig sind.
> Ergo: Der Begriff ist in der Wissenschaft meist (Ausnahme ggf. in
> Sozialwissenschaften) unangebracht weil medial missbraucht und
> stigmatisiert. Wir sollten klare Begriffe haben und Kriminelle sagen wenn
> wir kriminelle Aktivitäten adressieren. Genauso nennt sich kein Forensiker
> oder IT-Security-Experte selbst einen Hacker weil es missverständlich ist.
> Und zwar aus dem wesentlichen Grund, dass dies eine Ehrung von anderen
> darstellt.
> Hackspaces (oft auch Hackerspaces) sind Coworking-Locations, gern auch
> ohne Kostenbeteiligungszwang. Auch das gibt es in Dresden in verschiedenen
> Ausprägungen.
> Ein Hack ist ein gar profanes Ding, eine Implementation auf unüblichen
> Wegen mit einer gewissen Verspieltheit gepaart, z.B. ein
> [Schneeschrauber](https://media.c3d2.de/u/astro/m/schneeschrauber/).
>
> 3)
> Zu der Folie OSS habe ich ein paar Anmerkungen. Mit ihren
> Schlussfolgerungen und der näheren Betrachtung von Produkten haben Sie
> absolut Recht.
> Eventuell ist es "nur" eine Frage der Begrifflichkeit, aber aus Sicht der
> FSFE essentiell und allgemein zumindest eine nicht zu vernachlässigende.
>
> * Es gibt keinen Unterschied zwischen dem Beschaffungsaufwand bei Freier
> Software, "nur" OSS und proprietären Produkten. Im Gegenteil wird der
> Aufwand bei proprietären Produkten ebenfalls gerne unterschätzt.
> * Nein, man kann sich durch das Bezahlen der Lizenz weitere Kosten nicht
> ersparen. Wer etwas für sein Geld möchte, muss Service-Verträge und
> Zusicherungen extra bezahlen.
> * Kostenlose proprietäre Produkte in Ausbildung, Forschung und Lehre sind
> nichts als Werbung (aka billige Köder) für künftige Mitarbeiter und
> Entscheider.
> * Wer für Freie Software arbeitet, arbeitet gegen Ignoranz und vermeidet
> Einbahnstraßen wie in ihrem Beispiel der langjährig ungeplegten ERP-Lösung
> mit einem überproportionalen Anteil Eigenentwicklung. Wenn die das damals
> committet hätten, wäre es sehr wahrscheinlich verbessert und gepflegt
> worden. -> Man möchte Software die man gerne einsetzt fördern, aus reinem
> Eigennutz.
> * Sie haben dies selbst am Thema "Standards" bewiesen. Sehen Sie Software
> einfach als Implementierung von Standards, denn das ist es im Grunde.
> * (Code)Qualität ist kein guter Ansatz für Entwicklung wenn andere Ziele
> überwiegen (Proof of concept, working prototype, available solutions). ->
> Qualitätssicherung darf nicht abhängig von der Lizenz sein.
>
> Freie Software bietet vier Freiheiten in individueller und kollektiver
> Ausprägung:
> 0. Nutzung wie und für was man es möchte
> 1. Lesen und Verstehen was abläuft
> 2. Anpassen und Verändern wie man es braucht
> 3. die Weitergabe ist erlaubt
>
> Open Source wurde von Eric Raymond 1998 begründet. Und zwar mit dem
> Argument, dass niemand so richtig "Freie Software" verstehen will. Er hat
> dies später bereut und sich selbst von dem Begriff distanziert. Aus dem
> Problem leite ich einen Bildungsauftrag ab.
> Zur Erinnerung: Raymond war der Typ, der Microsoft im Kampf um die Browser
> den Kampf angesagt hat "I will be your worst nightmare" (the cathedral and
> the bazar).
> Vertreter von Open Source und die OSI argumentieren fortwährend mit
> Qualität und inhärenten Eigenschaften von Freier Software unter ihrem
> Label unter Verletzung der vier Freiheiten und übersehen leider die
> resultierenden Nachteile. Ein allgemeines Beispiel: Security verliert mit
> zunehmender Obscurity immer.
>
> Ausführlicher Nachweis:
> https://www.gnu.org/philosophy/open-source-misses-the-point
>
> Beispiele zum Thema Lizenzen:
> BSD/MIT ist also eine Freie Softwarelizenz aber baut auf den guten Willen
> der Menschen auf. Da man sich hierauf nicht verlassen kann, wie Apple
> (MacOS stammt von BSD-Code ab, Verbesserungen wurden weggesperrt und
> Nutzern ihre Freiheit dauerhaft entzogen) und Google (Anpassungen am
> BS-Kernel Linux werden als Geschäftsgeheimnis gewahrt) beweisen. Das
> heißt: Sie nutzen primär Mächtigen. Ich leite davon ab: Kleine Firmen
> können kein echtes Interesse am Einsatz Proprietärer Software haben.
> Hardware kann über die Dokumentation frei lizenziert werden, s.a. Open
> Hardware, z.B. [Novena](https://www.crowdsupply.com/kosagi/novena).
>
> _______________________________________________
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> dk at stura.htw-dresden.de
> http://lists.stura.htw-dresden.de/listinfo/dk
>
>


Norman Schwirz


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Mitglied des Studentinnen- und Studentenrates sowie des Fachschaftsrates
Informatik/ Mathematik der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden




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