[dk] Vorlesung 04may15 GdWI

wolf at stura.htw-dresden.de wolf at stura.htw-dresden.de
So Mai 31 15:37:32 CEST 2015


Torsten (aka Prof. Munkelt) hat sich mündlich bedankt aber keine weitere
Antwort verfasst. Ich hoffe, dass er inhaltlich beim nächsten mal
nachbessert.

On 31.05.2015 14:45, Norman Schwirz wrote:
> Hallo,
> 
> gibt es hierzu etwas neues? Ich würde mich sehr dafür interessieren.
> 
> Norman
> 
> 
> Am Mo, 4.05.2015, 16:06 schrieb Wolf:
>> Vielen Dank wiedermal für die Vorlesung, sie schaffen es zu unterhalten,
>> wichtige Themen anzusprechen und zum (Mit-/Nach-)Denken anzuregen - so
>> macht das Spaß!
>>
>> Wie schon bemerkt hatten, drängen die bösen Studenten (und ihre Vertreter)
>> auf eine nähere Betrachtung mancher Themen.
>>
>> Im Folgenden daher... Im Auftrag des StuRa, Bereich Datenkultur:
>>
>> 1)
>> Vorab eine Frage: Wie sieht das Lizenzmanagement an der Hochschule aus?
>> Und wie kann man die Verwaltung davon überzeugen, dies zentral anzulegen?
>> Im Bereich Datenkultur wurde dies als ein wesentlicher Mangel
>> identifiziert aber es wurde kein Verantwortlicher an der Hochschule
>> gefunden. Eventuell können Sie zur Problemlösung beitragen.
>> Was sagen sie zur These: Proprietäre Software ist im Wesentlichen als
>> Vorlage gut, sie sollte an Hochschulen als Bestandteil des Faches Reverse
>> Engeneering gelehrt werden. Die Hochschulgruppe [Freie Software und Freies
>> Wissen](http://fsfw-dresden.de/) wäre sicher interessiert an ihren
>> Ausführungen mit Praxisbezug dazu.
>>
>> 2)
>> Wenn Sie gerne Spezialisten (u.a. der Telekom) antreffen wollen oder
>> interessanten Vorträgen lauschen, gibt es eine [lokale Gruppe der
>> OWASP](https://www.owasp.org/index.php/OWASP_German_Chapter_Stammtisch_Initiative/Dresden).
>> Termine werden auf [der Mailingliste](c3d2 at lists.c3d2.de) und [im
>> Kalender](http://c3d2.de/calendar.html) bekannt gegeben.
>> Hacker wie im Film gibt es nicht. Dieses Bild hat unbegründet Menschen
>> nicht nur Gefängnisstrafen sondern auch erschwerte Haftbedingungen
>> gekostet weil Entscheider verblendet oder nicht lernfähig sind.
>> Ergo: Der Begriff ist in der Wissenschaft meist (Ausnahme ggf. in
>> Sozialwissenschaften) unangebracht weil medial missbraucht und
>> stigmatisiert. Wir sollten klare Begriffe haben und Kriminelle sagen wenn
>> wir kriminelle Aktivitäten adressieren. Genauso nennt sich kein Forensiker
>> oder IT-Security-Experte selbst einen Hacker weil es missverständlich ist.
>> Und zwar aus dem wesentlichen Grund, dass dies eine Ehrung von anderen
>> darstellt.
>> Hackspaces (oft auch Hackerspaces) sind Coworking-Locations, gern auch
>> ohne Kostenbeteiligungszwang. Auch das gibt es in Dresden in verschiedenen
>> Ausprägungen.
>> Ein Hack ist ein gar profanes Ding, eine Implementation auf unüblichen
>> Wegen mit einer gewissen Verspieltheit gepaart, z.B. ein
>> [Schneeschrauber](https://media.c3d2.de/u/astro/m/schneeschrauber/).
>>
>> 3)
>> Zu der Folie OSS habe ich ein paar Anmerkungen. Mit ihren
>> Schlussfolgerungen und der näheren Betrachtung von Produkten haben Sie
>> absolut Recht.
>> Eventuell ist es "nur" eine Frage der Begrifflichkeit, aber aus Sicht der
>> FSFE essentiell und allgemein zumindest eine nicht zu vernachlässigende.
>>
>> * Es gibt keinen Unterschied zwischen dem Beschaffungsaufwand bei Freier
>> Software, "nur" OSS und proprietären Produkten. Im Gegenteil wird der
>> Aufwand bei proprietären Produkten ebenfalls gerne unterschätzt.
>> * Nein, man kann sich durch das Bezahlen der Lizenz weitere Kosten nicht
>> ersparen. Wer etwas für sein Geld möchte, muss Service-Verträge und
>> Zusicherungen extra bezahlen.
>> * Kostenlose proprietäre Produkte in Ausbildung, Forschung und Lehre sind
>> nichts als Werbung (aka billige Köder) für künftige Mitarbeiter und
>> Entscheider.
>> * Wer für Freie Software arbeitet, arbeitet gegen Ignoranz und vermeidet
>> Einbahnstraßen wie in ihrem Beispiel der langjährig ungeplegten ERP-Lösung
>> mit einem überproportionalen Anteil Eigenentwicklung. Wenn die das damals
>> committet hätten, wäre es sehr wahrscheinlich verbessert und gepflegt
>> worden. -> Man möchte Software die man gerne einsetzt fördern, aus reinem
>> Eigennutz.
>> * Sie haben dies selbst am Thema "Standards" bewiesen. Sehen Sie Software
>> einfach als Implementierung von Standards, denn das ist es im Grunde.
>> * (Code)Qualität ist kein guter Ansatz für Entwicklung wenn andere Ziele
>> überwiegen (Proof of concept, working prototype, available solutions). ->
>> Qualitätssicherung darf nicht abhängig von der Lizenz sein.
>>
>> Freie Software bietet vier Freiheiten in individueller und kollektiver
>> Ausprägung:
>> 0. Nutzung wie und für was man es möchte
>> 1. Lesen und Verstehen was abläuft
>> 2. Anpassen und Verändern wie man es braucht
>> 3. die Weitergabe ist erlaubt
>>
>> Open Source wurde von Eric Raymond 1998 begründet. Und zwar mit dem
>> Argument, dass niemand so richtig "Freie Software" verstehen will. Er hat
>> dies später bereut und sich selbst von dem Begriff distanziert. Aus dem
>> Problem leite ich einen Bildungsauftrag ab.
>> Zur Erinnerung: Raymond war der Typ, der Microsoft im Kampf um die Browser
>> den Kampf angesagt hat "I will be your worst nightmare" (the cathedral and
>> the bazar).
>> Vertreter von Open Source und die OSI argumentieren fortwährend mit
>> Qualität und inhärenten Eigenschaften von Freier Software unter ihrem
>> Label unter Verletzung der vier Freiheiten und übersehen leider die
>> resultierenden Nachteile. Ein allgemeines Beispiel: Security verliert mit
>> zunehmender Obscurity immer.
>>
>> Ausführlicher Nachweis:
>> https://www.gnu.org/philosophy/open-source-misses-the-point
>>
>> Beispiele zum Thema Lizenzen:
>> BSD/MIT ist also eine Freie Softwarelizenz aber baut auf den guten Willen
>> der Menschen auf. Da man sich hierauf nicht verlassen kann, wie Apple
>> (MacOS stammt von BSD-Code ab, Verbesserungen wurden weggesperrt und
>> Nutzern ihre Freiheit dauerhaft entzogen) und Google (Anpassungen am
>> BS-Kernel Linux werden als Geschäftsgeheimnis gewahrt) beweisen. Das
>> heißt: Sie nutzen primär Mächtigen. Ich leite davon ab: Kleine Firmen
>> können kein echtes Interesse am Einsatz Proprietärer Software haben.
>> Hardware kann über die Dokumentation frei lizenziert werden, s.a. Open
>> Hardware, z.B. [Novena](https://www.crowdsupply.com/kosagi/novena).


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